Verbraucherumfrage „Entwicklung der wirtschaftlichen Lage von Verbrauchern in Deutschland“

Auch Monate nach dem deutschlandweiten „Lockdown“ hat die Corona-Pandemie weiterhin negative Auswirkungen auf die wirtschaftliche Lage der Verbraucher in Deutschland. Das zeigen die Ergebnisse der neuesten repräsentativen Umfrage der Creditreform Wirtschaftsforschung und Boniversum. Rund 15,5 Millionen Haushalte weisen Einkommenseinbußen auf, die auf die Folgewirkungen der Corona-Pandemie zurückzuführen sind. Die repräsentative Erhebung wurde in der 35. Kalenderwoche 2020 (25.08. bis 27.08.2020) online durchgeführt. Es nahmen 1.055 Personen zwischen 18 bis 69 Jahren teil.

„Die Verbraucher bekommen die Auswirkungen der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie derzeit im Geldbeutel zu spüren.“ Das war das Ergebnis unserer ersten Verbraucherumfrage zu diesem Thema im Mai 2020. Wenige Monate später hat sich daran leider nicht viel geändert. 37 Prozent der befragten Haushalte, nur 2 Prozentpunkte weniger als im Mai, sind weiterhin von Corona-bedingten Einkommenseinbußen betroffen. 28 Prozent sind sich unsicher, ob das Geld in den kommenden zwölf Monaten reicht, um allen finanziellen Verpflichtungen nachzukommen und gut jeder zehnte gab an, Ratenzahlungen gestundet zu haben.

Ist Ihr Haushalt aufgrund der Corona-Krise von Einkommenseinbußen betroffen?

Auch Ende August 2020 geben noch vier von zehn Haushalten (37 Prozent; – 2 Punkte) an, unter Einkommenseinbußen zu leiden. Dies sind hochgerechnet rund 15,5 Millionen Haushalte, die Corona-bedingt weniger Geld zur Verfügung haben. Etwa 25 Prozent der Befragten (+ 6 Punkte) haben nach eigenen Angaben Einkommenseinbußen von bis zu 10 Prozent. In jedem zweiten Haushalt (47 Prozent; – 3 Punkte) liegen die  Rückgänge zwischen 10 und 30 Prozent und bei weiteren 20 Prozent (- 1 Punkt) zwischen 30 und 50 Prozent. Etwa jeder zehnte Haushalt (8 Prozent; – 1 Punkt) ist von Einbußen betroffen, die mehr als 50 Prozent des Haushaltsnettoeinkommens ausmachen. Die Betroffenheit bei Gering- und Normalverdienern ist weiterhin stärker ausgeprägt als bei den Gutverdienern.

Was sind die Gründe für die Einkommenseinbußen?

Die Hauptauslöser für den Rückgang des Einkommens sind weiterhin Kurzarbeit (42 Prozent; – 2 Punkte), der Verlust oder die Aussetzung des Nebenjobs (20 Prozent; ± 0 Punkte) oder, dass die selbständige Tätigkeit nicht oder nur begrenzt ausgeübt werden kann (14 Prozent; – 3 Punkte). Auffälligste Veränderung zu Mai 2020: Der Anteil der Verbraucher, die angeben, den Arbeitsplatz verloren zu haben, hat deutlich von 7 auf 13 Prozent zugenommen. Weitere 10 Prozent der Befragten (- 2 Punkte) geben an, aus anderen krisenbedingten Gründen, z.B. durch den Rückgang von Mieteinnahmen, Einkommen eingebüßt zu haben. Bezieht man die Angaben der befragten Personen auf die bundesdeutsche Bevölkerung über 18 Jahre, sind im August noch rund 9,7 Millionen Verbraucher und somit ca. rund 6,5 Millionen Haushalte von Kurzarbeit betroffen.

  • Versuchen Sie aufgrund der Corona-Krise weniger Geld auszugeben?

    Der „Druck“, auf Grund der Corona-Krise weniger Geld auszugeben, hat seit Mai 2020 leicht nachgelassen. Ende August geben 55 Prozent der Verbraucher (- 2 Punkte) an, krisenbedingt „weniger Geld auszugeben“, also die Ausgaben für Konsum und Lebenshaltung im Haushalt zu reduzieren. Davon sind hochgerechnet rund 22,7 Millionen Haushalte betroffen (- 900.000 Haushalte). Für rund 45 Prozent besteht derzeit kein Grund, Ausgaben zu reduzieren (+ 2 Punkte). Am häufigsten wird auch im August 2020 angegeben, bei den Ausgaben für Freizeit und Urlaub (30 Prozent; – 1 Punkt) sparen zu wollen.

  • Falls ja, in welchen Bereichen versuchen Sie zu sparen?*
    • Freizeit / Urlaub: 30 % (-1)
    • Bekleidung / Schuhe / Haus- und Heimtextilien: 26 % (-4)
    • Schmuck und Uhren: 25 % (+1)
    • Computer / Zubehör / Spiele / Software: 22 % (+2)
    • Möbel, Lampen / Dekorationsartikel: 21 % (-2)
    • Elektronik-Artikel / Telekommunikation: 21 % (+3)
    • Hobby-, Sammel- und Freizeit-Artikel: 20 %  (±0)
    • Auto und Motorrad / Zubehör: 18 % (+1)
    • Bild- und Tonträger / Video- und MusicFiles: 18 % (+3)
    • Drogerieartikel, Kosmetik und Parfüm: 16 % (+1)
    • Bücher / E-Books: 16 % (+3)
    • Abschluss neuer Versicherungen: 15 % 
    • Lebensmittel: 14 % (+1)
    • Beim Sparen oder bei der Bildung von finanziellen Rücklage: 
      14 % (+4)
    • Spielwaren: 13 % (-1)
    • Gutscheine unterschiedlicher Anbieter: 13 % (+3)
    • Heimwerkerbedarf / Gartenzubehör und Blumen: 13 % (±0)
    • Abschluss neuer Versicherungsleistungen: 12 % (-1)
    • Bürobedarf: 11 % (+1)
    • Notwendige Instandsetzungen in Haus und Wohnung: 10 % (±0)
    • Tierbedarf: 8 % (+2)
    • Durch Beendigung von bestehenden Versicherungsverträgen:
      8 % 
    • Ausgaben für die Altersvorsorge: 7 % (+1)
    • Medikamente: 5 % (+1)
    • Sonstige Produktbereiche: 0 % (-1)
       

    *Mehrfachnennungen möglich
    ( ) = Veränderung im August gegenüber Mai 2020 in Prozentpunkten

  • Befürchten Sie, in den nächsten 12 Monaten bestimmte Kosten
    Ihres Haushalts nicht bezahlen zu können?

    Die Mehrzahl der befragten Verbraucher (72 Prozent; – 1 Punkt) geht auch im August 2020 davon aus, in den nächsten Monaten alle regelmäßigen Verbindlichkeiten ihres Haushaltes bezahlen zu können. Allerdings befürchtet mittlerweile fast jeder dritte Befragte (28 Prozent; + 1 Punkt), in den nächsten zwölf Monaten als Folge der Corona-Pandemie regelmäßige oder außergewöhnliche Verbindlichkeiten nicht bezahlen zu können.

    Die meisten Angaben bzw. Befürchtungen beziehen sich auch im August 2020 auf dringende und notwendige Anschaffungen für Haus und/oder Wohnung (9 Prozent; – 1 Punkt), Mietkosten (8 Prozent; ± 0 Punkte), Kosten für Mobilität (7 Prozent; ± 0 Punkte) und Kosten für Elektrizität und Heizung (7 Prozent; ± 0 Punkte).

  • Welche Kosten befürchten Sie in den nächsten 12 Monaten nicht bezahlen zu können?
    • Dringende und notwendige Anschaffungen für Haus und/oder Wohnung: 9 % (-1)
    • Mietkosten: 8 % (±0)
    • Kosten für Mobilität (z.B. Bus- und Bahnfahrfahrkarten / Leasingraten für PKW): 7 % (±0)
    • Kosten für Elektrizität und Heizung: 7 % (±0)
    • Kosten für Versicherungen: 6 % (-1)
    • Ratenkauf: 5 % (-1)
    • Steuern (Vorauszahlungen / Nachzahlungen) und sonstige Abgaben: 5 % (±0)
    • Konsumkredite: 5 % (+1)
    • Dispositionskredite: 5 % (+1)
    • Immobilienkredite: 4 % (±0)
    • Kosten für Ausbildung der Kinder: 3 % (±0)
    • Dringende und notwendige Anschaffungen für Kinder: 3 % (-1)
    • Unterhaltszahlungen: 2 % (-1)
    • Sonstiges: 1 % (±0)
       

    *Mehrfachnennungen möglich
    ( ) = Veränderung im August gegenüber Mai 2020 in Prozentpunkten

Haben Sie derzeit Ratenzahlungen von Krediten* gestundet? 

Ja: 11%; Nein: 89%

*z.B. Konsum-, Immobilien-, oder Kfz-Kredite

Jeder zehnte Verbraucher gibt derzeit an (11 Prozent), die Ratenzahlungen von Krediten, z.B. von Konsum-, Immobilien- oder KFZ-Krediten, gestundet zu haben. Dies wären hochgerechnet rund 7,1 Millionen Personen. Von April bis Juni 2020 bestand Corona-bedingt das Recht, die Zinsen, Tilgungsraten oder Rückzahlungen für den Ratenkredit oder die Baufinanzierung stunden zu lassen (Art. 240 § 3 EG-BGB).

„In Notzeiten schauen die Menschen strenger auf ihr Geld und verzichten eher auf unnötigen Konsum. Diese Ausgabenvorsicht hilft derzeit noch, die finanzielle Situation der Haushalte zu stabilisieren.“

Stephan Vila
Geschäftsführer Boniversum