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Deutschland.
Wie viele Menschen sind in Deutschland überschuldet? In welchen Regionen leben die meisten überschuldeten Menschen? Der aktuelle SchuldnerAtlas Deutschland informiert über wichtige Kennzahlen.
Der SchuldnerAtlas Deutschland untersucht, wie sich die Überschuldung von Verbrauchern innerhalb Deutschlands kleinräumig verteilt und entwickelt. Er erscheint jährlich und hat sich als regionales und kommunales Arbeitsinstrument etabliert.
Überschuldete Personen in Deutschland 2023: 5,65 Millionen (- 233.000)
Überschuldungsquote 2023: 8,15 Prozent (- 0,33 Prozentpunkte)
Die Zahl überschuldeter Verbraucher nimmt weiter ab: Rund 5,65 Millionen Verbraucher sind aktuell überschuldet. Auch die Überschuldungsquote ist weiter gesunken auf 8,15 Prozent und liegt damit deutlich unter 9 Prozent.
Die Überschuldungsfälle mit juristisch relevanten Sachverhalten ("harte" Überschuldung) reduzieren sich weiter deutlich um rund 236.000 Fälle (-7,0 Prozent). Die Fälle mit geringer Überschuldungsintensität ("weiche" Überschuldung) sind in 2023 hingegen erstmals seit 2020 wieder um rund 3.000 Fälle (+0,1 Prozent) gestiegen.
Die Überschuldungslage der Verbraucher in Deutschland hat sich erneut verbessert, aber ein wichtiger Basistrend hat sich geändert: Die "weiche Überschuldung" ist erstmals seit 2020 wieder angestiegen. Die drastisch gestiegenen Lebenshaltungs- und Energiepreiskosten haben die finanziellen Gestaltungsmöglichkeiten vieler Verbraucher eingeschränkt und zu nachhaltigen Zahlungsstörungen geführt. Zwar haben Deutschland und seine Verbraucher die Energiepreiskrise besser überstanden, als es im letzten Jahr zu erwarten war, aber der Ausgabenvorsicht und Konsumzurückhaltung stehen nun Nachholbedarf in Sachen Konsum und Lebensplanung gegenüber.
Die Gefahr, in eine Überschuldungsspirale zu gelangen, ist besonders für jüngere Menschen hoch. Bei der Altersgruppe unter 30 Jahren steigt die Schuldnerquote erstmalig seit 2013 wieder (+0,4 Prozent). Dies zeigt auch die stark steigende Nachfrage nach Ratenkrediten und "Buy now, pay later"-Angeboten (BNPL), die besonders auf jüngere Menschen und Frauen zielen.
Wer zum Beispiel einen Kredit für ein Haus oder ein neues Auto aufnimmt oder online auf Rechnung bestellt, wird zum Schuldner. Aber das heißt noch lange nicht, dass man überschuldet ist. Solange die nötigen Mittel vorhanden sind, um die fälligen Raten abzubezahlen, ist alles im grünen Bereich.
Erst wenn das nicht mehr der Fall ist und eine fällige Forderung nicht beglichen werden kann, beginnt der Prozess der Überschuldung.
Alle Bundesländer weisen in 2023 einen Rückgang der Überschuldungsfälle und -quote auf, allerdings nicht in der Stärke der beiden Vorjahre. Den höchsten Rückgang verzeichnet erneut Schleswig-Holstein (8,38 Prozent; -0,55 Prozentpunkte). Bayern hingegen zeigt die geringste Verbesserung (-0,18 Prozentpunkte), was allerdings der bereits geringen Überschuldungsquote von 5,87 Prozent geschuldet sein dürfte.
Damit bleibt Bayern das Bundesland mit der niedrigsten Überschuldungsquote, gefolgt von Baden-Württemberg (6,72 Prozent) und Thüringen (7,71 Prozent). Wie in den Vorjahren sind Bremen, Sachsen-Anhalt und Berlin die Bundesländer mit der höchsten Überschuldungsquote.
Im Jahr 2023 weisen alle Altersgruppen ab 30 Jahre Rückgänge von Überschuldungsfällen und Überschuldungsquoten auf.
Die Überschuldung in der jüngsten Personengruppe (bis unter 30 Jahre) steigt hingegen erstmals seit zehn Jahren wieder an (+0,08 Prozentpunkte). Möglicherweise ist dies zurückzuführen auf die steigende Nachfrage nach sogenannten "Buy now, pay later"-Angeboten (BNPL), die einen Einstieg in die Überschuldungsspirale begünstigen.
Die besonders wirtschaftsaktive Gruppe der 30 bis 39-jährigen stellt mit 1,49 Mio. Personen - trotz starkem Rückgang (-0,4 Prozentpunkte) - immer noch den größten Anteil an überschuldeten Verbrauchern (13,72 Prozent). Familiengründung, Hausbau und berufliche Positionierung bergen finanzielle Risiken.
Bei Personen ab 70 Jahren nimmt die Überschuldungsquote weiterhin nur unterdurchschnittlich ab (zusammenfassend -3 Prozent; -12.000 Fälle). Die Themen Altersarmut und Altersüberschuldung sind nach wie vor präsent.
Die Grundstruktur der geschlechterverteilten Verschuldung bleibt im Jahr 2023 konstant: Männer stellen weiterhin die meisten Überschuldungsfälle (3,43 Mio.). Bei den Frauen weist die Statistik 2,22 Mio. Fälle auf.
Die Zahl der überschuldeten Männer hat aber seit 2018 kontinuierlich abgenommen, während der Anteil weiblicher Überschuldeter nur in den letzten vier Jahren, zum Teil deutlich, abgenommen hatte.
In diesem Jahr zeigen Frauen erstmals wieder einen Anstieg weicher Negativmerkmale (+1,3 Prozent). Dabei sind alleinerziehende Frauen weiterhin überdurchschnittlich häufig von Überschuldung betroffen, da sie oft im Familienleben eine Doppelbelastung "aushalten" müssen.
Insgesamt sind Frauen laut Überschuldungsstatistik des Statistischen Bundesamtes jedoch mit weitaus geringeren Schuldensummen belastet als Männer.
Die Analysen des Statistischen Bundesamtes und der microm Überschuldungstypologie zeigen weiterhin eine stärkere Überschuldungsbetroffenheit von eher einkommensschwachen Personen. Die Zahlen zeigen, dass sich viele überschuldete Geringverdiener nicht aus der Überschuldungsspirale befreien konnten. Als Auslöser verzeichnen in 2023 lediglich die Indikatoren "längerfristiges Niedrigeinkommen" (+61.000 Fälle; +10 Prozent) und "unwirtschaftliche Haushaltsführung" (+29.000 Fälle; +3 Prozent) deutliche Zuwächse. Alle anderen Auslöser weisen im Jahresverlauf Rückgänge auf.
Arbeitslosigkeit bleibt auch 2023 der häufigste Grund für eine Überschuldung, die Tendenz ist aber rückläufig.
Die microm ÜberschuldungsTypologie wurde entwickelt, um die unterschiedlichen Ausprägungen, Formen und Betroffenheitsgrade von Überschuldung zu analysieren und systematisieren. Insgesamt wurden bisher acht Typen entwickelt, die überschuldete Verbraucher nach Überschuldungsintensität und Ursachendimension zusammenfassen.
Die meisten überschuldeten Verbraucher sind, wie bereits in 2022, die Notfallüberschuldeten (21 Prozent), obwohl die Anzahl der Überschuldeten in dieser Gruppe leicht abgenommen hat (-60.000 Fälle).
Einen Anstieg an Überschuldungsfällen zeigen gegen den Gesamttrend zwei von acht Überschuldungstypen: Die Dauerüberschuldeten (+3 Prozent; +27.000 Fälle) und die Überschuldungsvermeider (+5 Prozent; +29.000 Fälle). Sie waren offensichtlich nicht in der Lage, die durch steigende Energie- und Lebensmittelpreise entstandenen Zusatzkosten ohne neue Zahlungsprobleme zu tragen. Auch, wenn der Überschuldungsvermeider "situativ und ausnahmsweise" aufgenommene Schulden in der Regel möglichst schnell zurückzahlen möchte.
Den stärksten Rückgang konnten die "Lifestyle-Überschuldeten" verzeichnen (-12 Prozent; -76.000 Fälle). Dieser Typ ist eher kurzzeitig überschuldet und konnte aufgrund seiner guten finanziellen Ausstattung eine Überschuldung schnell wieder beenden.
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