Verbraucherumfrage „Versicherungen – Schadensfälle und Falschangaben“

Etwa jeder elfte Versicherungsnehmer hat schon mindestens einmal seine Versicherung betrogen. Hochgerechnet sind das etwa 2,4 Millionen Versicherungs­nehmer, die nach eigener Aussage bewusst Falschan­gaben bei einem „Versicherungsfall“ ge­macht haben. 78 Prozent der Verbraucher sind zudem der Meinung, dass be­wusste Falschangaben bei Schadens­fällen reduziert oder verhindert werden könnten, wenn die Versicherungen die Schadensfreiheit der Verbraucher be­lohnen würden.

„Unsere Studie zeigt, dass die Deutschen sicherheitsbewusst und generell mit Versicherungen zufrieden sind. Der Großteil besitzt auch ein gesundes Rechtsempfinden. Dennoch entsteht den Versicherungen ein immenser Schaden durch Betrug. Entsprechende Belohnungssysteme könnten die Problematik deutlich eindämmen.“

Nils Gebel, Sales Consultant Insurance der Creditreform Boniversum GmbH

Welche Versicherungen haben Sie abgeschlossen?

Rund 93 Prozent der Verbraucher in Deutschland haben derzeit Versicherungen in den Sparten Hausrat, Wohngebäude, Privathaftpflicht, KFZ-Haftpflicht oder KFZ-Kasko abgeschlossen. Hochgerechnet sind das etwa 57 Millionen Verbraucher mit Versicherungsverträgen.

Mit 90 Prozent Versicherungsnehmern ist die Privathaftpflicht die am häufigsten abgeschlossene Versicherung der befragten Verbraucher. Ihr folgen die Hausrat mit 72 und die KFZ-Haftpflicht mit 70 Prozent.

Wie zufrieden sind Sie mit den Versicherungsleistungen?

81 Prozent der Umfrageteilnehmer sind alles in allem „hoch zufrieden“ mit den von ihnen abgeschlossenen Versicherungen und den Versicherungsleistungen.

Nach Versicherungssparten betrachtet fällt das Ergebnis ebenfalls positiv aus. 82 Prozent der befragten Verbraucher sind mit ihrer Haftpflichtversicherung „zufrieden“ oder „sehr zufrieden“. Und auch die Wohngebäudeversicherung, die hier den geringsten „Zufriedenheitswert“ erreicht, stellt immerhin 75 Prozent der Versicherungsnehmer zufrieden.

„Die Frage nach der geschätzten monatlichen Beitragshöhe je Versicherungssparte liefert überraschende Ergebnisse. Die Versicherungsnehmer schätzen ihre monat­lichen Ausgaben für Versicherungen wesentlich höher ein als sie tatsächlich sein dürften: 109 Euro bei der KFZ-Haftpflicht, jeweils 100 Euro für Wohngebäude und KFZ-Kasko, 54 Euro für Hausrat und 43 Euro für die Privathaftpflicht. Beeinflusst dies die Hemmschwelle für Betrug?“

Nils Gebel
Sales Consultant Insurance der Creditreform Boniversum GmbH

  • Welche Versicherungen haben Sie in den letzten 5 Jahren in Anspruch genommen?

    Hochgerechnet haben rund 26 Millionen Verbraucher in den letzten fünf Jahren Schadensfälle bei ihrer Versicherung eingereicht. Die meisten Verbraucher nahmen die Privathaftpflicht (35%), die KFZ-Haftpflicht (34%) sowie die KFZ-Kasko (33%) in Anspruch. Die Wohngebäude-Versicherung wurde im untersuchten Zeitraum am wenigsten in Anspruch genommen (19 %).

    In welcher Versicherungssparte sind Ihrer Meinung nach bewusste Falschangaben eher einfach bzw. eher schwer zu bewerkstelligen?

    Viele Verbraucher denken: Versicherungsbetrug ist einfach: 68 Prozent der Befragten sehen „einfache“ bzw. „sehr einfache“ Betrugschancen jeweils bei der Hausrat und der Privathaftpflicht. Bei den anderen Versicherungssparten werden von den Umfrageteilnehmern größere Hindernisse erwartet. 32 Prozent sehen Falschangaben bei Wohngebäude und 36 Prozent bei KFZ-Haftpflicht sowie ebenfalls 36 Prozent bei KFZ-Kasko als einfach zu realisieren an.

     

  • Für die meisten sind Falschangaben kein Kavaliersdelikt!

    87 Prozent der befragten Verbraucher verstehen bewusste Falschangaben bei Scha­densmeldungen als krimi­nell, 13 Prozent als Kavaliersdelikt. Insgesamt äußern 36 Prozent Verständnis für Falschangaben. Der überwiegende Teil aller Befragten zeigt jedoch ein geringes Verständnis (64 Prozent). Je höher das Einkommen und der Bildungsstand, desto gerin­ger das Verständnis. Zudem zeigen sich Männer (21,3 Prozent) hier verständnisvoller als Frauen (15,1 Prozent).

     

  • Haben Sie selbst bei einem Versicherungsfall schon einmal bewusst Falschangaben gemacht?

    Etwa jeder elfte Versicherungsnehmer (9 Prozent) gibt an, bereits mindestens einmal – entweder alleine oder mit anderen – durch Falschangaben seine Versicherung betrogen zu haben. Die Falschangaben verteilen sich auf alle Versicherungssparten ungefähr gleich: Jeweils 10 Prozent der Befragten waren bei Schadensmeldungen an ihre Privat- und KFZ-Haftpflicht nicht ehrlich und jeweils 9 Prozent bei Meldungen an ihre KFZ-Kasko, Hausrat- und Wohngebäudeversicherung. Dabei gibt es keine signifikanten Unterschiede, ob die Falschangaben alleine oder aber im Zusammenspiel mit anderen erfolgten.

     

  • Wie sind Sie dabei vorgegangen?

    Falschangaben können auf unterschiedlichste Arten erfolgen. Gängigste Praxis ist die Angabe einer erhöhten Schadenssumme. 51 Prozent der befragten Verbraucher, die angeben, bei Schadensmeldungen nicht ehrlich gewesen zu sein, haben diesen Weg gewählt. 39 Prozent der Verbraucher haben einen Schaden sogar selbst herbeigeführt und 30 Prozent bereits einmal einen solchen vorgetäuscht.

     

  • Würden weniger Menschen versuchen, Versicherungen zu betrügen, wenn Schadensfreiheit belohnt werden würde?

    Lösungsansatz: Belohnung von Schadensfreiheit: Die große Mehrheit der Verbraucher ist der Meinung, dass bei Belohnung von Scha­densfreiheit – z.B. durch Teilrückzahlung von Versicherungsbeiträgen – die Falsch­angaben sinken. 78 Prozent erwarten dadurch eine Verringerung an Scha­densfällen. Lediglich 6 Prozent messen einem Belohnungssystem keinerlei Bedeutung bei.